Altenrheiner Altherren-Stamm ins Leben gerufen

Donnerstag Nachmittag halb drei. Der lange Tisch im Saal des «AHOI am Dorfplatz» in Altenrhein füllt sich langsam mit älteren Herren. Wie jede Woche seit dem 4. Oktober. Denn seit dann gibt es ihn, den Altenrheiner Altherren-Stamm. Als Frau mittleren Alters fühle ich mich ein wenig wie ein bunter Hund in der Runde. Nicht etwa, dass ich nicht freundlich empfangen werde. Aber ich entspreche so ganz und gar nicht den Vorgaben an die Teilnehmer:

  • in Altenrhein wohnhaft
  • pensioniert
  • über 65 Jahre alt

Herzlich wird jeder Gast begrüsst. Auf dem Tisch stehen Bier-, Wein- oder Wassergläser. Dazwischen auch mal eine Kaffeetasse. Mit jedem Ankömmling steigt der Lärmpegel. Gespräche laufen kreuz und quer über die aneinandergereihten Tische. «Wenn alle durcheinanderreden, habe ich manchmal Mühe, mit meinem Hörgerät jedes Wort zu verstehen. Aber dann lese ich halt einfach von den Lippen», nimmts der eine oder andere mit Humor. «Heute sind wieder Neue dabei», freut sich der Initiant Roger Schuttanner. Dank seiner wundervollen Idee trifft man sich seit vier Wochen im AHOI, um Kontakte zu pflegen, Diskussionen zu führen und Aktuelles zu erfahren. Alles freiwillig und ungezwungen. Obwohl einer der Herren lachend erzählt: «Meine Frau schickt mich jeden Donnerstag an den Treff. Nein, zwingen muss sie mich nicht, ich finde die Idee super.» Und da sind sich alle einig.

Schon lange im Kopf
Roger Schuttanner geisterte die Idee eines Altherren-Stamms schon lange im Kopf herum: «Die Frauen treffen sich regelmässig hier zum «käfele». So etwas wollte ich auch für uns Männer.» Das neue Restaurant im Dorfzentrum hat ihn inspiriert, diesen Stamm nun endlich in die Tat umzusetzen. Nicht zum ersten Mal ist er der Drahtzieher, der das Altenrheiner Dorfleben bereichert. Bereits vor zig Jahren sorgte er im Vorstand des Verkehrsvereins mit Gleichgesinnten aktiv dafür, dass im Dorf «öpis lauft». Die Einladungen zum Altenrheiner Altherren-Stamm verfasste Roger sorgfältig in einem Brief, den er jedem, der ihm bekannt war, in den Briefkasten warf. «Bei uns ist jeder willkommen, der die Kriterien erfüllt. Vielleicht habe ich noch jemanden vergessen. Der kann sich gerne bei mir melden.» Beim ersten Stamm kamen 16 Pensionierte, der momentane Rekord liegt bei 24 Teilnehmern. «Ich habe gar nicht gewusst, dass hier in Altenrhein so viele ältere Männer wohnen», schmunzelt einer am Tisch.

Stammtisch-Tradition
Wie man sieht, trifft Roger den Nerv der Zeit. Er bedauert: «Vor allem in den letzten Jahren gingen solche Traditionen verloren. Das ist sehr schade.» Doch es braucht Leute, die die Initiative ergreifen. Einer am Tisch fasst es nüchtern zusammen: «Roger hatte einen ersten Gedanken, erkannte ein Bedürfnis und handelte.» Sein Tischnachbar ergänzt ebenfalls etwas unromantisch: «Roger hat die Anschubfinanzierung gemacht.» Etwas emotionaler erzählt der mit seinen 87 Jahren Älteste in der Runde: «Ich habe mich vier Jahre völlig aus dem Leben zurückgezogen. Mein Sohn hat mich nun gestupft und gemeint, ich solle endlich wieder unter die Leute gehen, damit ich nicht vereinsame.» Ein anderer Herr wohnt etwas abseits am Dorfrand. «Für mich ist es eine schöne Gelegenheit, Leute kennenzulernen. Ich wohne zwar schon seit 15 Jahren im Dorf, lerne aber durch diesen Stamm viele neue Leute kennen.»

Belebung des Dorfzentrums

Die Idee von Roger Schuttanner ist wichtig für das neue Altenrheiner Zentrum. Genau nach dem Geschmack der Ortsgemeinde Altenrhein, die mit dem Restaurant einen Begegnungsort schaffen wollte. Allgemein kommt das AHOI am Dorfplatz gut an in der Bevölkerung. An den Tischen draussen trifft man fast immer auf bekannte Gesichter und am Abend treffen sich Vereine zum abschliessenden «Schlummi». Eigentlich ist das AHOI am Wochenende geschlossen. Auf mehrmaliges Bitten hin hat das Restaurant nun ab dem 29. Oktober versuchsweise auch samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Die Einkehr-Gelegenheit wird hoffentlich rege genutzt, damit dies so bleibt.

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