Die Rieger-Saga – Nr. 5 der «Greifenspuren» ist online

Interview mit Karl Eschenmoser und Roman Rieger

Ich treffe Roman Rieger und Karl Eschenmoser vor der Schifflistickerei an der Bahnhofstrasse – hier wurde Roman Rieger geboren. Damals war es die Schokoladenfabrik Zoller und Roman Riegers Vater, Jakob Rieger, war Prokurist in diesem Unternehmen. Bereits schwelgen die beiden Altmörschwiler in Erinnerungen, hierbei entstand auch das Titelfoto.

Karl Eschenmoser hat in Nummer 5 der «Greifenspuren» die Familiengeschichte der Riegers aufgegriffen – sie ist eng verwoben mit der Mörschwiler Wirtschafts- und Sozialgeschichte zwischen 1898 und 1950.

Was genau ist eine Saga?, frage ich Karl:
KE: «Die literarische Form ist mind. 800 Jahre alt und entstand in den nordischen Ländern, am bekanntesten sind die isländischen Sagas. Der Begriff wird heute aber in der ganzen Welt verwendet. Sagas erzählen Geschichten um verwickelte Schicksale von Familien und Gebieten. Das passt für Riegers in Mörschwil. Eine Familie, die über mehrere Generationen am gleichen Ort lebt, wird zum Teil der lokalen Geschichte und spiegelt die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse.»

Was hat dich dazu bewogen, dieses Thema aufzugreifen?
KE: «Das von Roman Riegers Grossvater 1898 in Meggenhus restaurierte Haus «Paradies» hat bei mir im Buch von Franz Würth mit den alten Mörschwiler Bildern einen grossen Eindruck hinterlassen. In Handänderungsprotokollen bin ich später wieder auf dieses Haus gestossen. Da ich die Familie Rieger von Kind an kenne, war meine Neugierde umso mehr geweckt.
Zum 75. Geburtstag habe ich Roman mit einer kleinen Broschüre zu seiner Familiengeschichte überrascht. Darin waren vor allem auch die Fakten zu vier besonders interessanten Häusern in Mörschwil, in welchen seine Familie gelebt hat. Um 1900 war Mörschwil ein behäbiges Bauerndorf. Die Familie Rieger ist ein interessantes Beispiel, wie sich eine Familie von Bauern und Knechten bis in die Gegenwart entwickelt hat.»


Was fandest du besonders eindrücklich beim Erforschen?
KE: «An der Familie verblüffte mich unter anderem, wie geschickt sie immer ihre Wohnplätze gewählt hat. Der Mörschwiler Stammvater Joseph Rieger ist eine eindrückliche Persönlichkeit – er hat genau gewusst, was er macht.»

Gibt es eine Fortsetzung der Rieger-Saga nach 1950?
KE: «Hoffentlich von der Rieger-Familie selbst. Denn für mich wird es immer schwieriger, je näher ich zu unserer Gegenwart komme. Geschichte erzählen braucht einen gewissen Abstand.
Allerdings sollen weitere «Greifenspuren» folgen, vielleicht auch weitere Familien-Sagas. Es gibt noch viel Spannendes über Mörschwils Vergangenheit, das  Wappentier unseres Orts hinterlässt eben Spuren.
»


Herr Rieger, wann haben Sie davon erfahren, dass Karl Eschenmoser Ihre Familiengeschichte durchleuchtet?
RR: «Als ich zu meinem 75. Geburtstag eine kleine Broschüre von ihm erhalten habe.
Es hat mich sehr gefreut zu hören, dass die Geschichte im Rahmen der «Greifenspuren» von Karl noch weiter ausgebaut und publiziert wird.
»

Sie haben die Rieger-Saga gelesen. War Ihnen alles bekannt?
RR: «Ich habe von meiner Familie früher schon Stammbäume gemacht und zur Familiengeschichte geforscht. Was mein Grossvater im Einzelnen gemacht hat, war allerdings schwer zu erfahren. Man hat auch nie gefragt in der Familie. Auch mein Vater nicht. Das war eine Art Tabu. Ich denke, durch die ganzen Kriegswirren hatte man Hemmungen, genauer nachzufragen.
Durch diese Saga in Karls «Greifenspuren» habe ich viele neue interessante Details erfahren. Auch über Mörschwil selber.
»

Was fanden Sie besonders eindrücklich?
RR: «Die ganze wirtschaftliche Situation – wie meine Familie ein klares Ziel vor Augen hatte, um etwas zu erreichen und dafür hart arbeiten musste.
Zudem hat mich auch der Übergang von der Mörschwiler Getreidewirtschaft zur Viehwirtschaft bis hin zur Selbstversorgung sehr fasziniert.»

Es gäbe ja noch viel mehr zu erzählen – Ihre Familiengeschichte könnte man sicher noch weiterführen. Werden Sie das tun?
RR: I«ch sammle auf jeden Fall alles, was ich finde und habe auch schon gedruckte Alben zusammengestellt. Ich versuche alle Informationen zusammenzuhalten und werde diese sicher in der Familie weitergeben. Ich sehe mit Freude, dass sich auch unter unseren Jüngsten einige dafür interessieren. Was die 4. und 5. Generation daraus macht, ist ihnen überlassen.»


Herzlichen Dank Herr Rieger, herzlichen Dank Karl, für diesen spannenden Einblick und das Interview.

Die Ausgabe der «5. Greifenspur – die Rieger Saga» kann man in gedruckter Form bei der Gemeinde Mörschwil beziehen oder online – wie auch die weiteren Greifenspuren – unter folgendem Link als PDF oder ePaper downloaden: Mörschwiler Greifenspuren

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