Der HPV ist in der Region Rorschach tief verankert. Seit 70 Jahren unterstützt er Menschen mit Beeinträchtigungen vom Kindes- bis ins hohe Alter. Neben der Sonderschule Wiggenhof betreibt er geschützte Arbeitsplätze und bietet in den Bereichen Wohnen und Begleiten sowie Aus- und Weiterbildung verschiedene Betreuungsangebote an. All das spielt sich in den Räumen des HPV ab, die Verbindung zum Rest der Gesellschaft ist oftmals schwer. Für den HPV ist klar, in Rorschach und der Umgebung fehlt ein Ort, wo Menschen mit Beeinträchtigungen gesellschaftliche Teilhabe leben und erfahren. So einen Ort will er nun schaffen: mit dem «Haus für Alle».
Begegnungen auf Augenhöhe
«Die Idee zum «Haus für Alle» entstammt dem Bedürfnis der Selbstvertretenden», sagt HPV-Geschäftsführer Marco Dörig. «Sie wollen einen Ort, wo kreativ gearbeitet werden kann, wo sich Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf Augenhöhe begegnen und wo die Angebote der Selbstvertretung konsolidiert Platz finden.» Den Raum dafür gibt es bereits: Gegenüber dem heutigen HPV-Verwaltungsgebäude an der Splügenstrasse steht eine stillgelegte Fabrikationsliegenschaft, die über ein Passerelle mit dem Verwaltungsgebäude verbunden ist. Derzeit werden die Räume für Integrationsmassnahmen, Ausbildung und als Lager genutzt. Das soll aber nicht mehr lange so bleiben. Der HPV möchte das Gebäude umbauen und daraus ein «Haus für Alle» schaffen. Die Vision: Ein Haus, wo sich Menschen mit und ohne Beeinträchtigung treffen, arbeiten und kreativ sein können. Ein Haus, wo ein verständnisvolles Miteinander möglich ist. Ein Haus, wo Inklusion gelebt wird. Dieses Prinzip gilt auch für die Umsetzung. Im Projektteam haben die Nutzerinnen und Nutzer mitgearbeitet und ihre Wünsche in Brainstormings und Workshops eingebracht. «Bis heute arbeiten stetig ein bis drei Selbstvertretende in der Projektgruppe. Sie machen Werbung und haben zum Beispiel das Logo entwickelt», sagt Marco Dörig.
Wirken und Austauschen auf drei Stockwerken
Das «Haus für Alle» soll vielfältig genutzt werden. Im Erdgeschoss erhalten Künstlerinnen und Künstler eine Bühne für ihr Schaffen. Hier stehen ihnen Ateliers zum Arbeiten und Ausstellungsräume offen. Das bietet Menschen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung keiner Lohnarbeit nachgehen können, eine Tagesstruktur. Dadurch werden Begegnungsräume für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung entstehen, die separat aber auch vom lokalen Publikum genutzt werden können. Zudem sind Büro- und Beratungsräume für die Selbstvertretung geplant. Dies beinhaltet eine Peer-Beratung, die Partnervermittlung «Herzenssache» für Menschen mit Beeinträchtigung und die Fachstelle Selbstvertretung. Im Obergeschoss sollen Arbeits- und Lernräume für Menschen mit Integrationsmassnahmen entstehen. Bei der Planung wurde viel Wert auf die multifunktionale Ausstattung der Räume gelegt – sodass auf neue Anforderungen schnell reagiert werden kann.
Finanzielle Unterstützung gesucht
Die Investitionen für das «Haus für Alle» belaufen sich auf rund 5.5 Millionen Franken. Ca. 3.3 Millionen Franken bringen Zuwendungen von Stiftungen und Beiträge der öffentlichen Hand ein. So unterstützen auch Rorschach, Rorschacherberg und Goldach das Projekt: Sie bringen mit einem zinslosen Darlehen rund eine Million Franken ein.
Die zinslosen Darlehen der Gemeinden gestalten sich unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Bürgerversammlungen wie folgt: Goldach: CHF 330’000 Rorschach: CHF 330’000 Rorschacherberg: CHF 280’000 |
Damit ist die Vollfinanzierung aber noch nicht erreicht. «Wir sind immer noch auf Drittmittel angewiesen und weiterhin aktiv auf der Suche», sagt Marco Dörig. Stand Redaktionsschluss fehlen noch 700’000 Franken. Wer mithelfen will, dem «Haus für Alle» Leben einzuhauchen, kann sich beim HPV melden. «Wir sind für jeden Unterstützungsbeitrag sehr dankbar.» Wird die Finanzierungslücke nicht geschlossen, gibt es reduzierte Umbauvarianten.
Der HPV und seine Menschen hoffen, dass ihr Herzensprojekt wie geplant realisiert werden kann. Im Oktober hat der Vorstand entschieden, die Planungsarbeiten auszuschreiben, Ende 2025 sollen die Bauarbeiten starten. Läuft alles nach Plan, kann das «Haus für Alle» seine Türen für alle Ende 2026 öffnen.
Falls auch Sie das Herzensprojekt «Haus für Alle» unterstützen möchten: IBAN Nr. Spendenkonto: CH76 0025 2252 5742 2002 A Vermerk: «Haus für Alle» |