Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln vom 26. bis 28.8. 2022 ist unter einem fröhlichen und farbenfrohen Auftakt gestartet, erfolgreich durchgeführt worden und als grosser traditioneller Anlass bereits Geschichte. Lars Geisser und Fabian Rüegg durften sich am ESAF 2022 mit den besten Schwingern der Schweiz messen und ziehen Bilanz.
Lars Geisser ist im 6. Gang und Fabian Rüegg im 4. Gang ausgeschieden. Beide durften bereits ihr drittes «Eidgenössische» bestreiten. Auf meine Frage, ob sie mit ihrem Resultat zufrieden sind, lachen beide. «Nicht wirklich. Wir haben beide mehr erwartet. Vor allem nach dem Anlass in Zug, an welchem wir beide sehr gut abgeschnitten haben, war die Hoffnung doch gross, einiges weiter nach vorne zu kommen. Aber beim Schwingen kann es schnell gehen, Sieg und Niederlage liegen oft sehr nah beieinander».
Fabian fügt an, dass es aber doch ein tolles Gefühl ist, unter den besten 270 Schwinger der Schweiz antreten zu dürfen.
«Im Nachhinein betrachtet, sieht man oft klarer, woran es gescheitert ist», meint Lars – er sei beim Stellen in eine Art Spirale geraten, welche dann keinen guten Lauf mehr genommen habe.
Mit der ganzen Organisation und dem Fest sind die beiden aber sehr zufrieden. «Es war ein grossartiges Fest und für uns Schwinger war alles top organisiert.» sagt Fabian.
Was für ein persönliches Fazit nehmen die beiden aus diesem Erlebnis mit?
Lars muss lachen und meint, «dass ich noch 3 Jahre weiter schwingen muss. Eigentlich wollte ich kürzer treten. Es ist auch nicht ganz einfach, alles unter einen Hut zu bringen mit Familie, eigenem Geschäft und dem Sport, aber jetzt hat es mich schon nochmals gepackt. Es kommt natürlich auch darauf an, ob die Gesundheit mitmacht.» Fabian findet, dass es ein sehr eindrückliches Erlebnis war «der ganze Einlauf mit der Hymne und vor so vielen Leuten zu schwingen. Es war toll, dass die Familie und so viele Freunde mit dabei waren.» Einen ganz speziellen Dank möchten die beiden an ihre Familien – besonders an ihre Frauen, an die Freunde und Supporter richten, welche immer eine grosse Unterstützung sind.
Mir fällt auf, dass Lars zwei Schrammen im Gesicht hat und so wechselt unser Gespräch auf das Thema der Verletzungsgefahr in diesem Sport. Für viele Nicht-Schwinger ist Dieser ja immer etwas hart anzusehen. Es gibt Momente, da leidet man als Zuschauer:in mit. «Kleinere Verletzungen, wie solche Schrammen, gehören zu diesem Sport» meint Lars, «ansonsten hast du etwas falsch gemacht.» Was war denn die schlimmste Verletzung, die die beiden je hatten? Bei Lars ist es klar der Kreuzbandriss, welcher sehr langwierig in der Heilung war. Bei Fabian waren es die angerissenen Innenbänder und eine ausgekugelte Schulter. «Noch human», meint er.
Weiter fügen die beiden an: «Grundsätzlich lernen ja bereits die Jungschwinger, wie man richtig fällt, wie man sich auffängt, abrollt oder auch wie man «auf den Kopf geht», das ist sehr wichtig. Und man lernt sicher auch etwas einzustecken. Je intensiver man trainiert und je höher man schwingt, trainiert man nebst dem Schwingen auch den Muskelaufbau durch gezieltes Krafttraining. Auch dies hilft, die Verletzungsgefahr zu verringern.»
Nun stellt sich mir zwangsläufig die Frage, wie zeitintensiv denn dieser Sport ist? Zu wieviel Trainingseinheiten ruft das Sägemehl?
Lars meint, «das kommt auf das Ziel an», er hatte eher zu wenig Zeit vor dem ESAF, wegen Geschäft und Familie – er ist gerade zum 2. Mal Vater geworden. «Dies hat sich wohl auch in meinem Resultat wiedergespiegelt.»
Fabian ergänzt, «ab einer gewisser Stufe braucht es natürlich mehr Trainingseinheiten.» Er selber hat vor dem ESAF bis zu 8x wöchentlich trainiert, im Sand und Krafttraining.
«Die Jungschwinger haben regulär 1x die Woche Training, es soll ja auch Spass machen für die Kids und ein Hobby werden. Wenn man dann in eine höhere Kategorie aufsteigen möchte, wird es natürlich zeitintensiver.»
Es interessiert mich natürlich auch, was die beiden – als aktuell einzige Aktivschwinger aus Mörschwil – für ihre sportliche Zukunft planen.
Lars: «Wenn alles mitspielt, möchte ich in drei Jahren wieder am ESAF teilnehmen, aber das ist noch eine lange Zeit bis dahin. Zuerst gönne ich mir eine Pause und dann schauen wir weiter. Wer weiss, was alles noch passiert, bis in drei Jahren. Klar möchte ich aber auch dem Club und den Jungen zuliebe noch ein wenig weiterschwingen.»
Fabian bekräftigt dies: «Auch für Jungschwinger bringen wir sicher noch einiges an Unterstützung in den Club. Nach unserem Jahrgang gibt es eine grössere Lücke von fast 10 Jahren. Viele hören während der Lehre wieder auf mit dem Training.» Auch er möchte sich nicht genau festlegen und wird schauen müssen, was die Gesundheit noch zulässt. Wenn es aber geht, dann hätte er sehr gerne noch einen Teilverbandskranz.
Man merkt, die beiden haben Herzblut für diesen Sport, auch wenn es nicht klar ist, wie lange sie noch aktiv auf diesem Niveau schwingen werden. Doch möchten sie noch einiges an die Jungschwinger weitergeben. So ist Lars zum Beispiel im Vorstand des Stadtverbandes und kümmert sich da künftig auch um das Sponsoring. Auch Fabian ist es wichtig, neuen Nachwuchs für den Sport zu begeistern. So präsentieren sie sich auch immer an Schwinger-Schnupperkursen und Shows, z. B. an einer Viehschau oder in Schulen.
Die neue Saison für alle interessierten Kinder ab 5 Jahren beginnt ab 9. November 2022, jeweils immer mittwochs um 18.00 Uhr in Bruggen. Detaillierte Informationen findet man auch unter: www.stadtverband.ch
Danke für das spannende Interview lieber Lars und lieber Fabian. Die Ostschweizer und natürlich die Mörschwiler sind stolz auf euch!
(Bildquelle: fotograf@retomartin.ch)