Polnische Botschafterin besucht Gemeinde Untereggen mit Regierungsrat Stefan
Kölliker

100. Todestag von Gabriel Narutowicz, berühmtester Bürger von Untereggen

Am 16. Dezember 2022 besuchte die Botschafterin der Republik Polen in Bern, Iwona Kozlowska, die Gemeinde Untereggen. Im Beisein von Regierungsrat Stefan Kölliker als offizieller Vertreter der Kantonsregierung gedachten die Anwesenden dem wohl berühmtesten Bürger der Gemeinde Untereggen, Gabriel Narutowicz. Dieser fiel vor 100 Jahren als erster Staatspräsident der Republik Polen nach nur 5 Tagen Amtszeit einem Attentat zum Opfer. Die Botschafterin erinnerte an die Gastfreundschaft der Schweiz für die polnischen Patrioten. Sie schlug den Bogen zum Ukraine-Krieg mit der Feststellung: «So wie die Polen heute Türen und Herzen für die Ukrainer öffneten, öffneten die Schweizer im 19. Jahrhundert Türen und Herzen für die Polen.» Die polnischen Einwanderer waren vielfach Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler, so auch Gabriel Narutowicz, der ein sehr begabter, renommierter und weit herum bekannter Wasserbauingenieur war. Er wirkte zum Beispiel beim Kubelwerk in St. Gallen mit oder sein Hauptwerk wurde in Mühleberg an der Aare gebaut. Regierungsrat Stefan Kölliker outete sich als Polen-Kenner und hob insbesondere seine Freundschaft mit dem polnischen Künstler Jan Janczak hervor. Gemeindepräsident Norbert Rüttimann erinnerte an die Einbürgerungspolitik der
Gemeinde Untereggen Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert. Mit den Einbürgerungstaxen besserte sich die damals arme Gemeinde die Gemeindekasse auf, um Schule, Verkehrswege oder Feuerwehr zu alimentieren. Staatsarchivar Stefan Gemperli, der nach Heirat mit einer Polin heute gar auch polnischer Staatsangehöriger ist, offenbarte Details aus der Geschichte zur Beziehung des Kantons St. Gallen zu Polen oder zum Kubelwerk in St. Gallen.

Am 16. Dezember 2022 jährt sich zum 100. Mal der Todestag des vielleicht berühmtesten Bürgers von Untereggen, Gabriel Narutowicz, geboren 1865. Er war der erste demokratisch gewählte Präsident der Republik Polen. Bis in die frühen 1920er-Jahren verhielt sich die Gemeinde Untereggen bei der Verleihung des Bürgerrechts äusserst grosszügig. In den meisten Fällen der eingebürgerten Personen handelte es sich um auswärtige Interessenten, deren Gesuch meistens durch Vermittlung eines Rechtsanwalts an die Gemeindebehörde gelangte. Viele Gesuchstellende wiesen keinen Bezug zu Untereggen auf. Es genügte dem Gemeinderat, einige knappe Informationen einzuholen: Denn wichtiger als der gute Leumund und eine finanziell und sozial stabile Situation der Einbürgerungskandidaten war dem Rat die Taxe, die das Verfahren abwarf. Diese Taxe, welche die Gemeinde selbst festlegen konnte, lag schon 1915 zum Teil weit über 1’000 Franken. Die politisch bedeutendste Persönlichkeit, die auf diesem Weg in den Besitz des Unteregger Bürgerrechts gelangte, war Gabriel Narutowicz: Lange Zeit in der Schweiz tätig, bewarb sich Narutowicz, damals bei der Wasserversorgung der Stadt St. Gallen angestellt, im Jahr 1894 um das Bürgerrecht von Untereggen. Die Erkundigungen des Gemeinderates über Narutowicz lauteten günstig. Narutowicz jedoch zog im Herbst sein Gesuch «in Folge zu hoher Taxen» zurück. Am 7. April 1895 kam es dann trotzdem zur Einbürgerung der Familie Narutowicz, und es ist nicht festzustellen, dass man dem Gesuchsteller vorher hinsichtlich der Einbürgerungstaxe entgegengekommen war. Der Einkauf ins Unteregger Bürgerrecht kostete Narutowicz 1’000 Franken. Zum Vergleich: 1914 erwarb Narutowicz für sich und seine Familie das Bürgerrecht der Stadt Zürich für 400 Franken. Viele Jahre verbrachte Gabriel Narutowicz in der Schweiz und wirkte als seinerzeit sehr begabter, renommierter und weit herum bekannter Wasserbau-ingenieur (in der Region z.B. Kubelwerk bei St.Gallen; aber auch z.B. Mühleberg an der Aare, wohl sein Hauptwerk). Später lehrte er als Professor an der ETH in Zürich. ImJahr 1922 wurde Gabriel Narutowicz zum ersten Präsidenten Polens gewählt. Er wurde wenige Tage nach seinem Amtsantritt auf dem Weg zu einer Kunstausstellung ermordet.

Foto-Legende: Regierungsrat Stefan Kölliker, Botschafterin Iwona Kozlowska, Gemeindepräsident Norbert Rüttimann

Quelle: Medienmitteilung des Gemeinderates Untereggen

Aktuelle Beiträge

unsere Sponsoren

Du möchtest auch als Gastautor mitwirken?

Nach oben scrollen

Möchtest du die Neuigkeiten von gwüsst direkt in dein Postfach geliefert bekommen?
Trage deine Mailadresse ein und du wirst entweder täglich oder wöchentlich eine Zusammenfassung der Beiträge erhalten.

Newsletter auswählen: