Regionalität, Wiedereingliederung, Löhne und Sport

Der Arbeitgeberverband AGV Rorschach und Umgebung lud gestern ins Schloss Wartegg zum Lohnapéro. Schon in der Einladung wurde klar: Da geht es nicht nur um trockene Zahlen und Statistiken. Das Programm bot vieles und spätestens beim Apéro stellte man fest, es kam gut an bei den Firmenvertretern. Wer auf die Uhr schaute, staunte nicht schlecht, wie schnell die Zeit verging.

Nach der Begrüssung von AGV-Präsidenten Michael Thüler, stellte Sandra Bischof den rund 50 Firmenvertreterinnen und -vertretern die regionale Informationsplattform «gwuesst.ch» vor.

Hesch gwüsst?

Die Frage «Hesch gwüsst» weckte die Neugier der Anwesenden. Die Handys durften für einmal offiziell gezückt werden, um via QR-Code auf der Seite www.gwuesst.ch zu stöbern. Sandra Bischof, die im Vorstand und Redaktionsteam von gwüsst tätig ist, sieht Potential bei der Zusammenarbeit von gwüsst und dem AGV Region Rorschach und Umgebung, da das Einzugsgebiet von beiden praktisch identisch ist. Sie würde sich freuen, Unternehmen aus der AGV-Region als gwüsst-Partner zu gewinnen. Im Namen von gwüsst bedankt sich Bischof beim AGV für die finanzielle Unterstützung in Form einer Anschubfinanzierung.

Erfolgreich zurück in den Job
Nicht angeschoben, sondern vereinheitlicht werden soll gemäss Referent Michael Rimle und Dr. med. Yevheniya Breu Benz (Psychiaterin) die Sprache bei Wiedereingliederungen in den Berufsalltag. Erfolg wird nur erzielt, wenn alle Ansprechsgruppen vom Gleichen reden und aktiv miteinander im Austausch bleiben. Eine gute Zusammenarbeit dient allen, Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Ärztinnen und Ärzte sowie Sozialversicherungen. Das reWork-Netzwerk mit seinen Partnern setzt sich aktiv dafür ein. Als Leiter berufliche Integration der IV ist es Rimles Ziel, möglichst viele vorübergehend Arbeitsunfähige erfolgreich zurück in den Job zu führen. Das Thema Fachkräftemangel spielt auch hier eine Rolle. Die grössten Erfolgschancen sieht der Fachmann bei der Früherkennung gesundheitlicher Probleme. Die Schwierigkeit dabei – nebst dem Datenschutz: Wann werde ich aktiv? Wie bringe ich es dem Mitarbeiter bei, dass ich eine vorsorgliche Meldung an die Fachstelle machen möchte? Dies wird von Stimmen aus dem Publikum bestätigt. Es braucht Fingerspitzengefühl, gegenseitiges Vertrauen und eine offene Kommunikation. Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer finden auf der Webseite von reWork Antworten auf ihre Fragen und können sich Unterstützung holen.

Mehr Lohn, aber wieviel?
Zum eigentlichen Kernthema, der Lohnumfrage der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK) und des regionalen AGV in der Kernregion Ostschweiz (Kantone St.Gallen, beide Appenzell und Thurgau), referierte dieses Jahr zum ersten Mal der neue Sekretär der AGV Rorschach und Umgebung, Peter Kuratli. Er trat per Mitte Jahr die Nachfolge von Stephan Mullis an. Insgesamt nahmen rund 600 Unternehmen an der IHK-Umfrage teil. Aus dem Wahlkreis Rorschach waren es 41 Unternehmen. Fazit:

  • Die Geschäftslage wird von der Mehrheit der regionalen Unternehmen branchenübergreifend als gut bis sehr gut eingestuft.
  • Der Grossteil der Unternehmen schätzt ihren Personalbestand als angemessen und tendenziell gleichbleibend ein.
  • Die Suche nach Arbeitskräften ist schwierig, besonders in der Produktion.
  • Um einem allfälligen Arbeitskräftemangel vorzubeugen, setzen Unternehmen vermehrt auf flexible Arbeitsmodelle und eine familienfreundliche Personalpolitik.
  • Die Lehrstellenbesetzung gestaltet sich vor allem im Baugewerbe äusserst schwierig. Andere Branchen haben weniger Mühe, Lehrlinge zu finden.
  • In der Region Rorschach wird die branchenübergreifende Lohnerhöhung mit 2.6 Prozent voraussichtlich etwas höher ausfallen als in der Kernregion Ostschweiz

Beeindruckende Höchstleistungen und eine starke Psyche
Zahlen und Ergebnisse spielen auch im Sport eine grosse Rolle. Zu diesen und anderen Themen befragte Daniel Büchel, Vorstandsmitglied AGV, den Zehnkämpfer Simon Ehammer und seinen Trainer René Wyler. Der junge Athlet antwortete mit einer Ruhe und Lockerheit, die erstaunt für sein junges Alter von 22 Jahren. Wer seine Karriere mitverfolgt, ist sich das bereits gewohnt. Auf die Frage: «Wer ist der Chef bei euch beiden, der Trainer oder du», antwortete Ehammer mit einem verschmitzten Lachen: «Ich nehme langsam Überhand.» Er stellte jedoch klar, dass er auf keinen Fall auf seinen Trainer verzichten möchte. Der Erfolg gibt dem Gespann Recht. In Appenzell zu trainieren, bringt für den Spitzensportler viele Vorteile. Allen voran kurze Wege und ein familiäres Umfeld, das er sehr schätzt. Die Kommunikation zwischen Spitzensportler und Trainer wird jedoch immer wichtiger. Ehammer erklärte, er wisse genau, was er brauche und wie es ihm wohl sei. Trainer Wyler musste in der Zusammenarbeit mit ihm lernen, nicht stur an seinen Trainingsplänen festzuhalten, sondern mehr auf die Tagesform des Athleten zu achten. Druck von aussen spürt Ehammer aufgrund seiner Erfolge nicht. Im Gegenteil. Die grosse Fangemeinde motiviert ihn zu stets neuen Höchstleistungen. Er sei glücklich, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und bereit, weiterhin hart für seine Erfolge zu arbeiten.

Arbeitgebern, die eine Leistungssportlerin oder einen Leistungssportler beschäftigen, rät Ehammer, Verständnis aufzubringen für die individuellen Bedürfnisse und bedeutend mehr zu kommunizieren als mit anderen Arbeitnehmern. Und zwar nicht nur die Führungsetage. Das ganze Team sollte hinter dem stehen, was der Sportler oder die Sportlerin macht, da diese oft fehlen im Betrieb. Da muss Verständnis geschaffen werden. Ehammer ist jedoch überzeugt: «Die typischen Charakterzüge einer Spitzensportlerin oder eines Spitzensportlers, nämlich Ehrgeiz und Durchhaltewillen, sind eine Bereicherung für jedes Unternehmen.»

Netzwerken, bis man die Zeit vergisst
Der anschliessende Apéro Riche zeigte einmal mehr: Dieser Teil des Abends ist mindestens genauso wichtig wie der Vorherige. Der direkte Austausch unter den Arbeitgebern wird sehr geschätzt. Rege Diskussionen und viele Fragen gab es am Tisch von Simon Ehammer und seinem Trainer. Mit einer Engelsgeduld und einem strahlenden Lachen beantwortete der Athlet diese charmant. Ehammer und sein Trainer Wyler waren bei den Letzten, die den Saal im Hotel Wartegg verliessen. 

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