Tagesmütter und Tagesväter gesucht!

Frau Peyer, Sie vermitteln Tagesfamilien für Eltern, die eine Betreuung ihrer Kinder wünschen. Was muss man sich darunter vorstellen? Was genau ist ihre Aufgabe?

Wenn Eltern damit einverstanden sind, ihr Kind bei einer Tagesfamilie in deren zu Hause betreuen zu lassen, komme ich zum Einsatz. Dazu gehört, dass sich beide Parteien kennenlernen, sich sympathisch finden und die Betreuungszeiten beiden Seiten passen und eingehalten werden. Ich sorge dafür, dass die Tageseltern ihre Arbeit sorgenfrei machen können. Ein wichtiges Element ist die gute Kommunikation zwischen der Geschäftsstelle, der Vermittlerin, den abgebenden Eltern und der Tagesfamilie. 

Wie viele Familien nutzen dieses Angebot und was kostet es?

In Rorschach, Goldach, Rorschacherberg und Untereggen können wir momentan 99 Kindern aus 74 Familien einen Platz bieten. In Rorschach allein sind es 55 Kinder aus 37 Familien. Die Plätze sind nun sehr knapp, so dass wir auf der Suche sind nach zusätzlichen Tagesfamilien, die anderen Familien Plätze anbieten können.

Die Kosten für die abgebenden Eltern sind einkommensabhängig (IPV-Einkommen) und betragen zwischen 2 und 9 Franken pro Betreuungsstunde, abzüglich dem Subventionsbeitrag des Kantons. Wir entlöhnen die Tagesfamilien mit einem Pauschalstundensatz. 

Was muss eine Tagesmutter oder ein Tagesvater für Qualifikationen erfüllen?

Die erste Priorität ist, einen liebevollen und fürsorglichen Umgang mit den Kindern zu haben. Die Tagesfamilie muss bereit sein, ihr Heim zu öffnen, es mit den betreuenden Kindern zu teilen und sie wie ihre eigenen Kinder zu behandeln. Das Wohl des Kindes steht an oberster Stelle. Die Tagesfamilien müssen zuverlässig und ehrlich sein. Ein geregelter Tagesablauf ist uns sehr wichtig.

Schön ist auch, wenn die Tagesfamilien das Kind in einer Sprache unterstützen können. Auch sollte die Bereitschaft bestehen, einen Grundkurs für Tageseltern zu absolvieren.

Gibt es bei dieser Art der Kinderbetreuung besondere Herausforderungen?

Die Eltern müssen bereit sein, ihr Kind in die Hände der Tagesfamilie zu geben. Ein gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Toleranz sind sehr wichtig. Wenn das nicht stimmt, müssen wir auf eine andere Betreuungsform zurückgreifen. Die Herausforderungen sind sicher die zeitliche Flexibilität der Eltern und Tagesfamilien. Oft stimmen diese nicht zu 100 % überein. Da ist eine gute Planung sehr wichtig und immer wieder die gute und vorausschauende Kommunikation gefragt.

Wie ist das Vorgehen, wenn es Konflikte zwischen Eltern und der Tagesfamilie gibt?

Sowohl die Tagesfamilie wie auch die Eltern dürfen ausdrücken, wenn für sie etwas nicht stimmt. Manchmal passt das Kind nicht in eine bestehende Gruppe, die Erziehungsmethoden oder der Umgang miteinander passt nicht. Dann kann das Betreuungsverhältnis gekündigt werden. Es ist essenziell, dass sich die Eltern verstanden fühlen und sie der Tagesfamilie Respekt und Vertrauen entgegenbringen. Kleine Konflikte sind meistens zu lösen durch ein klärendes Gespräch.

Sie suchen laufend geeignete Tageseltern. Können Interessierte sich bei Ihnen melden?

Ja bitte, unbedingt! Wir suchen dringend ein paar liebevolle Familien oder Personen, die gerne mit Kindern arbeiten und sich den Alltag etwas bunter gestalten möchten.

Haben Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung Empfehlungen an Tagesmütter und -väter sowie abgebende Eltern?

Es ist wichtig, dass Tagesmütter und -väter bereit sind, ihr Leben mit anderen Familien und deren Kindern zu teilen und verschiedene Kulturaspekte zuzulassen und diese in liebevoller Art zu akzeptieren. In diesem Beruf sieht man viele Facetten des Lebens und bekommt oftmals tiefen Einblick in Familiengeschichten. Eine gesunde Abgrenzung ist nötig.

Wir stellen fest, dass Eltern vermehrt in aller Selbstverständlichkeit davon ausgehen, dass es jederzeit und auch kurzfristig genügend Betreuungsplätze hat. Die Realität sieht jedoch anders aus. Was empfehlen Sie?

Es ist wichtig, sich frühzeitig zu informieren und auch mit dem Arbeitgeber ein Gespräch zu führen über Arbeitszeiten, die eine gute Kinderbetreuung möglich machen. Falls das nicht klappt, warum nicht selbst zur Tagesfamilie werden für ein paar Jahre?

Was kann eine neue Tagesmutter oder ein neuer Tagesvater erwarten?

Sie können zu Hause arbeiten, müssen keine Betreuung für die eigenen Kinder organisieren, können den Haushalt während ihrer Arbeitszeit erledigen. Das Einkommen variiert je nach Flexibilität der Tageseltern. Je flexibler sie sind, desto mehr Kinder können sie nach einer gewissen Zeit betreuen. Es ist ein langsamer Aufbau. Verfügen die Tageseltern nur über kleine Betreuungsfenster, kann man nicht sofort viele Kinder aufnehmen.

Vielen Dank für dieses Interview.

Aktuelle Beiträge

unsere Sponsoren

Du möchtest auch als Gastautor mitwirken?

Nach oben scrollen

Möchtest du die Neuigkeiten von gwüsst direkt in dein Postfach geliefert bekommen?
Trage deine Mailadresse ein und du wirst entweder täglich oder wöchentlich eine Zusammenfassung der Beiträge erhalten.

Newsletter auswählen: