Wie aus einem verwahrlosten Hof der Rebstock wurde

Die Geschichte vom Bauerngut zum Hotel

Nachdem Jakob Schläpfer den «Rebstock» im Jahr 1914 an einer Auktion gekauft hat, brachte er den verwahrlosten Hof mit viel Arbeit wieder auf Vordermann. Der Rebstock Rorschacherberg blickt auf eine bald 400-jährige Geschichte zurück. In den Urkunden erstmals erwähnt wird der Bauernhof mit Gastwirtschaft um das Jahr 1655. Gemäss einer alten Landkarte aus der Stiftsbibliothek St.Gallen wurden damals im Langmoosgebiet rund um den Rebstock Reben angebaut. Das dürfte die Erklärung dafür sein, wie das Haus zu seinem Namen kam. Die Haus-Chronik zeigt eine wechselhafte Zahl Hofbesitzer. Ob sie verarmt sind, vielleicht weil der Wein, der an diesem Nordhang nicht von bester Qualität gewesen sein dürfte oder ein Erbstreit schuld ist, dass sie ihren Hof wieder aufgeben mussten? – Ihnen ging es wie den Schloss- und Häuserbesitzern in der Umgebung: Der «Rebstock» kam immer wieder unter den Hammer. Erst nachdem Jakob Schläpfer den verwahrlosten Hof, der zwei Jahre leer gestanden hatte, 1914 bei einer Auktion kaufte, kehrte endlich Beständigkeit ein. Jakob Schläpfer wirtschaftete damals im Bad Horn. Doch das Klima am See machte ihm immer mehr zu schaffen. Er pflegte zu sagen: «Es hat so viel Nass und Nebel am See, dass das Heu nicht trocknen kann und das Obst im Herbst nicht zur Reife kommt.»

Von der Wirtschaft zum Landgasthof
Mit viel Arbeit und Fleiss ist es Jakob Schläpfer gelungen, den Hof und die Gastwirtschaft im sonnigen Rorschacherberg wieder auf Vordermann zu bringen. Nach seinem Tod im September 1930 kehrte sein zweitjüngster Sohn Hermann zurück, um sieben Jahre später den elterlichen Hof zu kaufen. Der gelernte Maschinenschlosser hatte ebenfalls ein geschicktes Händchen für die Betriebsführung. Zusammen mit seiner Frau Alice Schläpfer-Rupp bewirtschaftet er das Gut «Zum Rebstock» mit grossem Erfolg. Sein Ziel ist es, aus dem historischen Haus etwas ganz Besonderes zu machen. So liess er in den 50er-Jahren die bäuerliche Wirtschaft zu einem Landgasthof ausbauen. Mit ihren prachtvollen Schnitzereien und Malereien zur Schweizer Geschichte sind die Appenzeller-, die Thurgauer- und die Gotthelfstube heute noch das Aushängeschild des Hauses. Zahlreiche Persönlichkeiten haben dem Rebstock die Ehre erwiesen und die Kunstwerke bewundert. Als Alt-Bundesrat Ruedi Minger mit General Henry Guisan zu Besuch kam, schrieb er ins Gästebuch: «In diesem Haus sprudelt eine Quelle des Inneren Geistes, für alle diejenigen, die es zu erfassen vermögen.»

Mark, Rita, Reto und Hermann Schläpfer

Plötzlich Hotelier
Allmählich verlor die Landwirtschaft im Rebstock immer mehr an Bedeutung, bis sie Hermann Schläpfer sen. nach dem Scheunenbrand 1979 ganz aufgab. «Wer Koch lernt, wird erben», sagte er zu seinen drei Kindern, als es darum ging, die Zukunft seines Lebenswerks zu planen. Doch keiner hatte Gehör für die väterlichen Worte. Und so startete mit Hermann Schläpfer jun. ein junger, unerfahrener Elektromonteur 1982 an der Seite seiner Frau Rita die dritte Generation im «Rebstock». Bevor der Gastwirt mit dem Anbau eines Drei-Sterne-Hotels zehn Jahre später den grössten Schritt in der Geschichte des Hauses wagte, stand auf der Karte des Landgasthofes noch Schwartenmagen, Fleischkäse mit Härdöpfelsalat, Zervelat mit Brot, rässer Käs und Suurkrut mit Speck. Das Wirteehepaar und eine Serviertochter sorgten für das Wohl der Gäste. Dann, mit der Eröffnung des neuen Hotels 1992, waren Hermann jun. und Rita Schläpfer plötzlich Hoteliers.


Quelle Rundblick Oktober 2021

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